Hochwasserlexikon
Quelle: Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft, München (mit Ergänzungen durch BI-Hochwasser) http://www.bayern.de/lfw/hnd/
A
100-jährlicher Abfluss Abfluss, der an einem Standort im Mittel alle hundert Jahre überschritten wird. Da es sich um einen Mittelwert handelt, kann dieser Abfluss innerhalb von hundert Jahren auch mehrfach auftreten. Wenn Messzeiträume an Flüssen weniger als 100 Jahre umfassen, wird dieser Abfluss statistisch berechnet.Jährlichkeit
Abfluss
Der Teil des gefallenen Niederschlags, der in Bächen und Flüssen abfließt. Er wird gemessen als Wassermenge pro Zeiteinheit und wird in Kubikmeter pro Sekunde (m⊃3;/s) angegeben. Der Abfluss wird indirekt über die Geschwindigkeit des Wassers gemessen. Die mittlere Fließgeschwindigkeit wird multipliziert mit der durchflossenen Querschnittsfläche (m⊃2; x m/s=m⊃3;/s). Diese Messungen werden in größeren zeitlichen Abständen bei unterschiedlichen Wasserständen durchgeführt. Daraus wird eine Abflusskurve erstellt. Jedem gemessenen Wasserstand kann über diese Abflusskurve ein zugehöriger Abfluss zugeordnet werden. - Hydrometrie, Gewässerkundliche Hauptzahlen
Abflussbildung Alle Vorgänge und Prozesse, die in einem Einzugsgebiet den Anteil des Niederschlags bestimmen, der nicht gespeichert wird und abfließt. Hierzu gehören die Speicherung im Gelände, Boden und Vegetation, die Infiltration und die Verdunstung.
Abflusskonzentration Gesamtheit der Vorgänge, die den zeitlichen Verlauf des -> Abflusses (Anstieg und Rückgang) in einem Bachfestlegen.
Abflussspende Um den Abfluss aus -> Einzugsgebieten unterschiedlicher Größe vergleichen zu können, wird der Abfluss durch die zugeordnete Einzugsgebietsfläche geteilt. Die A. wird angegeben in Litern pro Sekunde und Quadratkilometer (l/s/km⊃2;). Zum Vergleich mit dem Niederschlag kann die Abflussspende umgerechnet werden in Millimeter Wasserhöhe pro Stunde (mm/h). Ein mm/h entspricht einer Abflussspende von 277 l/s/km⊃2;. Die höchsten Abflussspenden bei kleinen Einzugsgebieten erreichen in Bayern über 2000l/s/km⊃2;, also über 7,2 mm/h
Advektive Niederschläge Mit Advektion wird die horizontale Zufuhr von Luftmassen bezeichnet. Vertikale Bewegungen der Luft heißen Konvektion. Feuchtwarme Luftmassen können durch Advektion über kältere Luftmassen gleiten (Warmfront) oder kältere Luftmassen schieben sich unter wärmere Luftmassen (Kaltfront). Dann entstehen Niederschläge, die meist über mehrere Stunden andauern und eine geringe, sich wenig ändernde -> Niederschlagsintensität aufweisen. Das Niederschlagsfeld ist häufig größer als 1000 km⊃2;. Der Volksmund bezeichnet advektive Niederschläge auch als,,Landregen" oder,,Dauerregen".(-> Fronten).
Aue Der tiefste, ebene Teil des Talbodens ist die Flussaue. Sie wird bei Hochwasser überflutet, wobei sich Feinmaterial ablagert. Aus diesen Ablagerungen haben sich auf vielenTalböden bis zu mehrere Meter mächtige Auelehmböden gebildet.
Aufgleitniederschläge Beim Auftreffen warmer Luftmassen auf ruhende Kaltluft entstehender Niederschlag. Beim Aufsteigen der warmen Luft kondensiert der Wasserdampf infolge Abkühlung (Warmfront).
B
Bodenfrost Bei anhaltend tiefen Lufttemperaturen gefriert das Wasser im Boden zu Eis. Bei starken Regenfällen lässt gefrorener Boden kaum Wasser versickern. Es entsteht hoher Oberflächenabfluss, der zu Hochwasser führen kann. Bekanntestes Beispiel für ein Hochwasser, bei dem der Bodenfrost in Teilen der Einzugsgebiete einen wesentlichen Ausschlag gab, ist das Hochwasser im Jahre 1909. Eine hohe Schneedecke kann tiefen Bodenfrost verhindern.
C
D
E
Einzugsgebiet Für jede Stelle eines Gewässers lässt sich das Gebiet angeben, aus dem alles oberirdische Wasser dieser Stelle zufließt. Das Einzugsgebiet eines -> Pegels ist z.B. die Summe aller Gebiete, die dem Gewässer bis zu dieser Stelle Wasser zuführen. Für Untersuchungen des Wasserhaushaltes wird zusätzlich zwischen oberirdischem Einzugsgebiet und unterirdischem Einzugsgebiet unterschieden. Oft stimmen beide nicht überein. Extreme Unterschiede treten im Karst auf. Die Grenze des Einzugsgebietes wird durch die-> Wasserscheide markiert.
Eishochwasser Eis entwickelt sich an Gewässern bereits dann, wenn die Temperaturen einige Tage unter Null °C liegen. Zuerst vereisen Bereiche mit geringer Fließgeschwindigkeit; bei fortschreitender Eisbildung engt sich der Fließquerschnitt immer mehr ein und die Wasserstände beginnen zu steigen. Große Gefahren kann der Abgang der Eisdecke erzeugen. Das Eis kann sich dabei an Engstellen zu Eisbarrieren aufstauen und damit den Abfluss des Wassers behindern. Wenn die Eisbarierre aufgrund des Wasserdruckes bricht, werden ähnlich einem Dammbruch plötzlich große Wassermassen freigesetzt. An den großen Flüssen ist die Hochwassergefahr durch Eis sehr zurückgegangen, seitdem es Stauhaltungen gibt. Wegen der Aufwärmung durch Kühlwasser und/oder hohen Salzgehalt bildet sich großteils gar kein Eis mehr.
Extensive Bewirtschaftung Bei der Extensiven Bewirtschaftung versucht der Landwirt mit möglichst wenig Kosten und Arbeitskraft die natürlichen Gegebenheiten zu nutzen. Ein klassisch extensives Nutzungsmodell ist die Viehweide. Da die Erträge bei extensiver Bewirtschaftung gering sind, müssen größere Flächen bewirtschaftet werden.
F
Feststofftransport Fließendes Wasser führt feste Stoffe mit sich und transportiert sie flussabwärts. Bei starkem Gefälle und hoher Fließgeschwindigkeit können Gesteinsblöcke bis zu Durchmessern von mehreren Dezimetern bewegt werden. Das an der Flusssohle wandernde oder springende Geröll ist das Geschiebe. Im Wasser schwebende Feststoffe werden als Schwebstoff bezeichnet. Bei durchschnittlicher Fließgeschwindigkeit werden Feststoffe bis zur Größe feinen Sandes mitgeführt. Als Geschiebestoß wird der stoßweise Eintrag von Geschiebe aus Seitenbächen bei Hochwasser bezeichnet. Geschiebe- und Schwebstoffmengen sind stark von der Wasserführung, den Fließgeschwindigkeiten und der Feststoffzufuhr durch Verwitterung und Massenbewegung abhängig. Geschiebemengen um die 6000Tonnen pro Jahr werden z.B. dem Sylvensteinsee durch die Isar zugeführt. 4000 Tonnen pro Jahr erreichen im Mittel jährlich den Chiemsee über die Tiroler Achen. Der Schwebstoffgehalt von lnn und Salzach kann im Mittel 100 bis 300 Gramm pro Kubikmeter Wasser betragen, während in Donau und Main deutlich weniger als 100 Gramm gemessen wurden.
Flurbereinigung In den ländlichen Gebieten wird der Landschaftswandel durch die Flurbereinigung geprägt. Die wichtigsten Maßnahmen mit Auswirkungen auf den Wasserhaushalt sind: - Neueinteilung der Grundstücke d.h. kleine Parzellen werden zusammengelegt, - Rodung bzw. Aufforstung von Wald, - Umwandlung von Grünland in Acker, - Gestaltung der Wege und Wegseitengräben, - Ausbau und die Verlegung von Bachläufen, - Räumung der Gräben und Bäche, - Ent- und Bewässerung, - Planierung und Terrassierung. Heute werden außerdem Wasserrückhaltemaßnahmen geplant. Rückhaltebecken und Kleinspeicherräume sowie die Neuanpflanzungen von Hecken und Bäumen tragen zum Wasserrückhalt auf der Fläche bei. Mit Hilfe der -> Extensiven Bewirtschaftung oder Neuanlage von ökologischen Flächen wird die -> Retention wieder verbessert.
Flußregulierung Bei der Regulierung eines Flusses wird das Flussbett meist mehr oder weniger erweitert und das Ufer mit geeigneten Befestigungen in seiner Lage fixiert; Krümmungen werden begradigt und das Gefälle oft durch diese Verkürzung des Flusses vergrößert. In den meisten Fällen beginnt sich der Flusslauf dann einzutiefen. Querbauwerke z.B. Sohlschwellen, Abstürze, Wehre oder Staustufen verhindern die nachteiligen Wirkungen zu starker -> Tiefenerosion. Sie legen den Fluss auch im Längsschnitt fest. Bei der Niedrigwasserregulierung wird - wegen der Schiffbarkeit - die Wassertiefe durch zusätzliche Einengung der Strömung mit Buhnen und Längsleitwerken erhöht.
Flutmulde
Künstlich angelegtes Flussbett, das nur bei Hochwasser durchflossen wird. Damit wird z.B. in Landshut die Wasserführung der Isar bei Hochwasser um den Ortskern herumgeführt. Überschwemmungen der Altstadt lassen sich durch diese Flutmulden vermeiden.
Fronten Fronten markieren Luftmassen unterschiedlicher Herkunft und Eigenschaften. Bei einer Warmfront rückt warme gegen kalte Luft vor. Gleitet Warmluft auf Kaltluft auf, entsteht Schichtbewölkung mit länger anhaltenden Niederschlägen. Ist dagegen bei einer Kaltfront kalte Luft auf dem Vormarsch, dann schiebt sich die kalte Luft unter die warme und hebt sie hoch. Die entstehenden Haufenwolken, sogenannte Cumuluswolken, entladen sich mit heftigen Niederschlägen. Eine Kombination aus Warm- und Kaltfront ist die Okklusionsfront. Sie bildet sich, wenn die Kaltfront die vorauseilende Warmfront einholt und sie in die Höhe hebt.
G
GewässerkundlicheHauptzahlen Aus den kontinuierlichen Messungen von Wasserstand (W) und Abfluß (Q) werden eine Reihe von Hauptwerten abgeleitet, die für die Wasserwirtschaft wichtig sind:
NNW, NNQ niedrigstes Tagesmittel aller Jahre
NW, NQ niedrigstes Tagesmittel eines Jahres
MNW, MNQ Mittel der NW, NQ aller Jahre
MW, MQ Mittel eines oder aller Jahre
MHW, MHQ Mittel der HW, HQ aller Jahre
HW, HQ höchster Wert eines Jahres
HHW, HHQ höchster Wert aller Jahre
Geschiebe Der Feststoffanteil beim -> Feststofftransport, der sich an der Sohle rollend und hüpfend fortbewegt.
H
Hochwasserentlastung Wenn eine Talsperre kein zusätzliches Wasser mehr aufnehmen kann,wird weiterer Zufluss über eine Hochwasser-Entlastungsanlage abgeführt. Ihre Größe wird von der Sperrengröße und dem höchsten zu erwartenden Zufluss bestimmt. Bei kleineren Becken reicht ein -> 100-jährliches Hochwasser, bei großen bedeutenden Talsperren wird ein 1000-jährliches Hochwasser als Grundlage für die Bemessung genommen.
Hochwasserfreilegung Gesamtheit aller Maßnahmen zum Schutz einer Stadt vor Überschwemmungen: - Ausbau des Flussbettes - Anlage von Deichen, Mauern oder Flutmulden, - Höherlegen von bebauten Flächen - Retentionsmaßnahmen und anderes. Der Schutz ist meist auf das 100-jährliche Hochwasser beschränkt. (Am Niederrhein ist inzwischen das 200-jährliche Hochwasser von der Landesregierung als Ziel gesetzt worden)
Hochwasserscheitel Höchster Wert einer Hochwasserganglinie
Hochwasserwelle Der Wasserstand während eines Hochwassers wird über Tage hinweg kontinuierlich aufgezeichnet. Es entsteht die sogenannte Hochwasserganglinie mit ihrer spezifischen Wellenform. Den gesamten Prozess von Anstieg bis Rückgang des Hochwassers nennt man Hochwasserwelle.
HydrologischesJahr Das hydrologische Jahr dauert in Deutschland jeweils vom 1. November eines Jahres bis zum 31. Oktober des folgenden. Das Winterhalbjahr umfasst die Monate November bis April, das Sommerhalbjahr die Monate Mai bis Oktober. Diese Einteilung wählt man, um in der Jahresbilanz die Niederschläge erfassen zu können, die bereits im November und Dezember als Schnee oder Eis gespeichert wurden und erst im folgenden Jahr abfließen. Bei einer klassisch kalendarischen Einteilung blieben sie in der Bilanz unberücksichtigt.
Hydrometrie Eine der klassischen Aufgaben der Gewässerkunde ist es, zuverlässige Daten über Niederschlag, Abfluss und Verdunstung zu erheben. Erst die ununterbrochene Beobachtung von Wasserstand und Abfluss lässt langfristige Änderungen erkennen und die Wahrscheinlichkeit großer Hochwasser ermitteln. Wasserstand und Abfluss werden an sogenannten -> Pegeln gemessen. Bereits im Jahr 1826 gab es in Bayern ein Pegelnetz, das 65 Messstellen umfasste. Bis heute ist das bayerische Netz auf über 700 Messstellen angewachsen; davon sind mehr als 300 in den Hochwassernachrichtendienst eingebunden.
I J
Infiltration Der Prozess, bei dem Niederschlagswasser in den Boden einsickert und den Porenraum auffüllt. Ist die Bodenoberfläche wenig durchlässig, kann bei Regen nur wenig versickern, es entsteht Oberflächenabfluss. Die -> Infiltrationsrate ... (ja, was ist das wohl?) Infiltrationsrate -> Infiltration
Interzeption Der Anteil des Regens, der durch Benetzung zunächst an Pflanzen hängenbleibt und danach verdunstet. Im Wald kann die Interzeption zwischen 20 und 35 Prozent des Jahresniederschlags betragen. Bei einzelnen Niederschlägen können bis zu 5 Liter Wasser pro Quadratmeter durch Benetzung festgehalten werden; bei starken Niederschlägen ist der Verlust durch Interzeption jedoch unbedeutend.
Jährlichkeit Die Jährlichkeit einer Wasserstandshöhe oder Abflussmenge gibt an, in welchem Zeitraum dieser Wert im Mittel erreicht oder überschritten wird. Der 100-jährliche Abfluss wird im Mittel alle 100 Jahre erreicht oder überschritten. Durch Anpassung einer Verteilungsfunktion können aus dem Diagramm die Höhen der bis zu 1000-jährlichen Hochwasser bestimmt werden. Sie liegen mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent, also in 95 von 100 Fällen, zwischen der unteren und oberen Begrenzungslinie.
K
Kaltfront -> Fronten
Klima Der charakteristische Zustand der Erdatmosphäre über einer bestimmten Region wird als Klima bezeichnet, wobei die Witterung eines einzelnen Jahres sich erheblich vom Normalklima unterscheiden kann. Je länger die Sonne über dem Horizont steht und je höher im Zenit, desto mehr Strahlungsenergie ist zur Erwärmung der Erdoberfläche verfügbar. Deshalb lassen sich die Klimazonen mit der geographischen Breite einteilen. Zusätzlich wird das Klima durch die Beschaffenheit der Erdoberfläche beeinflusst. Abhängig von Wasseroberflächen oder Festland, von Flachland oder Gebirge ändern sich Temperatur, Wind, Niederschlag und Feuchte.
Klimaschwankungen Die Temperatur der bodennahen Luftschichten beträgt über die gesamte Erdoberfläche und übers Jahr gemittelt derzeit etwa +15 °C. Durch natürliche Klimaschwankungen im Laufe eines Jahrhunderts kann dieser Wert um 0,5 Grad variieren. Über längere Zeiträume gesehen, z.B. während der Eiszeiten, haben sich die Mitteltemperaturen sogar um mehrere Grad geändert.
Kondensation Der Übergang vom gasförmigen Zustand zum flüssigen Zustand wird als Kondensation bezeichnet. Durch Abkühlung wird Wasserdampf zu flüssigem Wasser - in der Atmosphäre bilden sich Wolkentröpfchen. Durch die Kondensation wird die sogenannte "latente Wärme" frei. Diese führt z.B. dazu, dass feuchte Luft sich bei einer Hebung langsamer abkühlt als trockene Luft.
Konvektive Niederschläge Bei konvektiven Niederschlägen handelt es sich meist um kurze Niederschlagsereignisse, die selten länger als 45 Minuten dauern. Sie entstehen durch starke vertikale Luftbewegung (Konvektion). Konvektive Niederschläge bringen eine hohe, manchmal schnell wechselnde -> Niederschlagsintensität. Das Niederschlagsfeld ist mit weniger als 10 km⊃2; meist engbegrenzt.
Konzentrationszeit Die Zeit, die das Wasser vom entferntesten Punkt eines -> Einzugsgebietes bis zum -> Pegel benötigt. Sie hängt von der Länge und dem Gefälle des Fließweges ab. Je kürzer und je steiler die Fließwege, desto kürzer ist die Konzentrationszeit des Einzugsgebietes.
L
Laufzeit der Hochwasserwelle Zeit, die eine Hochwasserwelle von einem Pegel bis zum nächsten flussabwärts gelegenen Pegel benötigt. Vereinfacht wird meist der zeitliche Abstand der -> Hochwasserscheitel herangezogen. Dieser kann aber stark von der Laufzeit abweichen, wenn es an Einmündungen größerer Nebenflüsse zur-> Wellenüberlagerung kommt und sich dadurch ein neuer Hochwasserscheitel bildet.
Luv-und Lee-Effekt Durch konstante Strömungen in der Atmosphäre wird feuchte Luft im Stau vor Bergen (Luv-Seite) gehoben und kühlt dabei ab. Wasser kondensiert und es regnet. Im Windschatten der Berge (Lee-Seite) sinkt die Luft wieder, erwärmt sich und ist damit trockener als auf der Luv-Seite. Die Regenmengen sind deshalb im Lee geringer.
M
Meldestufen Im Hochwassernachrichtendienst in Bayern wird das Ausmaß der Überflutung durch vier Meldestufen beschrieben. Für jeden Pegel im Hochwassernachrichtendienst werden entsprechende Wasserstände angegeben. Meldestufe 1: Stellenweise kleinere Ausuferungen. Meldestufe 2: Land- und forstwirtschaftliche Flächen überflutet oder leichte Verkehrsbehinderungen auf Hauptverkehrs- und Gemeindestraßen. Meldestufe 3: Einzelne bebaute Grundstücke überflutet oder Sperrung überörtlicher Verkehrsverbindungen oder vereinzelter Einsatz der Wasser- oder Dammwehr. Meldestufe 4: Bebaute Gebiete in größerem Umfang überflutet oder Einsatz der Wasser- oder Dammwehr in großem Umfang erforderlich.
Muldenrückhalt Der Muldenrückhalt ist der Anteil des Niederschlages, der in den kleinen, natürlichen Unebenheiten der Geländeoberfläche zurückgehalten wird. Er verdunstet später oder kommt durch Versickerung stark verzögert zum Abfluss. Der Muldenrückhalt wird erst wirksam, wenn die -> Niederschlagsintensität die Infiltrationsrate überschreitet.
Mure Im Gebirge kann Gesteinsmaterial aus Hangrutschen, Schutthalden, Geschiebe und Geröllmassen bei Hochwasser in Bewegung geraten. In Wildbächen fließt es mit großer Geschwindigkeit zu Tal. Durch die Hangrutsche, Bergschlipfe oder nach Felsstürzen kann der Fluss aufgestaut werden, weil sein ursprünglicher Fließweg versperrt wurde. Muren können unvorstellbare Verheerungen anrichten. Ganze Ortschaften versanken schon in Schlamm und Geröll.
N
Niederschlag kann als Regen, Schnee, Graupel oder Hagel den Boden erreichen. Nach Art der Entstehung unterscheidet man: - advektiven Niederschlag, der mit -> Fronten einhergeht, - konvektiven Niederschlag, der sich durch Thermik bildet, z.B.sommerliche Wärmegewitter, - orographischer Niederschlag, der durch geländebedingte Hebungvon Luftmassen erfolgt.
Zur Messung wird der Regen in Gefäßen aufgefangen. Ein Trichter mit einer Fläche von 200 cm⊃2; ist in 1 Meter Höhe über dem Boden angebracht und leitet den Niederschlag in ein Messröhrchen. Die Niederschlagsmenge wird meist in Millimetern angegeben. Das bedeutet: So hoch wäre der Boden an der Messstelle mit Wasser bedeckt, wenn nichts abflösse oder verdunstete. Eine Niederschlagshöhe von 1 mm entspricht der Wassermenge von 1 Liter pro Quadratmeter (l/m⊃2;). Will man aus der Niederschlagshöhe den Abfluss bestimmen, so braucht man den sogenannten Gebietsniederschlag. Dieser kann durch Mittelung der Niederschlagshöhen mehrerer Messstellen im -> Einzugsgebiet ermittelt werden.
Niederschlag-Abfluß-Modell Mit einem Niederschlags-Abfluss-Modell wird das Abflussverhalten eines Gebietes für bestimmte Wettersituationen modelliert. Im Modell werden auf mathematischem Wege die Abflussganglinien aus einem Einzugsgebiet berechnet. Niederschlagshöhen und das spezielle Abflussverhalten des Gebietes werden dabei berücksichtigt. Ein Niederschlags-Abfluss-Modell besteht im wesentlichen aus Teilmodellen für Abflussbildung und Abflusskonzentration.
Niederschlagsintensitäten Die Niederschlagsintensität ist die Höhe des Niederschlags pro Zeiteinheit. Sie wird meist in Millimeter pro Stunde( mm/h) angegeben. Als Starkregen werden z.B. Niederschläge bezeichnet, bei denen es in 5 Minuten wenigstens 5 mm, in 30 Minuten 12 mm oder in 2 Stunden 24 mm regnet.
Niederschlagsvorhersage Mit Hilfe von Großrechneranlagen werden Wettervorhersagen erstellt. Neben Luftdruck, Temperatur und Wind werden auch Niederschlagshöhen berechnet. Dabei wird zwischen festen und flüssigen Niederschlägen unterschieden. Für Deutschland erstellt z.B. der Deutsche Wetterdienst eine Vorhersage der Niederschlagshöhen für zwei Tage.
Niedrigwasserregulierung - Flußregulierung
O
P
Pegel Ein Pegel ist eine Messstelle für den Wasserstand. Der einfachste Pegel besteht aus einer Pegellatte mit Zentimetereinteilung am Ufer. An ihr lässt sich die Höhe des Wasserspiegels ablesen. Bis auf wenige Ausnahmen besitzen alle Pegel eine Schreibregistrierung. Bei der Schreibregistrierung wird die senkrechte Bewegung eines Schwimmkörpers automatisch auf ein Diagramm übertragen (Schwimmerschachtpegel). Bei einem anderen Messprinzip wird der Wasserdruck, der von der Wassertiefe abhängig ist, an der Gewässersohle gemessen und kontinuierlich registriert (Druckpegel). Zusätzlich können die registrierten Wasserstände über entsprechende Geräte digital erfasst werden und über ein Modem per Datenfernübertragung direkt in den Computer eingelesen werden. Ein Messwert-Ansagegerät kann Wasserstände in Sprache umwandeln. Diese können dann über das öffentliche Telefonnetz direkt abgehört werden.-> Hydrometrie
Polder Tiefliegendes Gelände, das durch Deiche vor Überflutung geschützt ist. Da die Polderflächen zumindest zeitweise unter dem Wasserspiegel liegen, muss der Abfluss durch Schleusen bzw. Pumpwerke geregelt werden.
QR
Rauheit Fließendes Wasser wird durch Reibung z.B. an Flusssohle oder Uferböschung gebremst. Die Rauheit der Berührungsfläche ist ein Maß für die Stärke der Reibung. Grobe Steinblöcke oder Sohlschwellen erhöhen die Rauheit der Flusssohle. Im Vorland wird das fließende Wasser durch Vegetation gebremst. Als Folge hoher Rauheit reduziert sich die mittlere Fließgeschwindigkeit. Bei gleichem Abfluss erhöht sich der Wasserstand.
Renaturierung Rückbauvon Flußbegradigungen oder Neuverlegung desFlußbettes mit dem Ziel, natürlicheFließverhältnisse wiederherzustellen. Bei Hochwasserwird die Talaue überschwemmt. Die Bäume ragen noch aus dem Wasser und markieren dasFlußufer. Der Talraum dient als Retentionsfläche.
Retention Im Seitenbereich des Flußbettes und in der Flußaue wird beiÜberflutungen ein Teil des Wassers zwischengespeichert.Dies führt dazu, daß das Wasser flußabwärts langsamer steigt. Die Hochwasserwelle wirdverzögert und verläuft flacher. Die Retention ist umso größer, je geringer das Gefälle ist..
Retentionsfläche Die Fläche, die zur Retention beiträgt.
S
Schmelzrate Um Schnee zu schmelzen, muß Wärme zugeführt werden.Diese erhält die Schneedecke durch Sonneneinstrahlung,durch warme Luft und Regen. Zur Berechnung der Schmelzratemüssen deshalb Lufttemperatur, Sonnenscheindauer, Globalstrahlung,Luftfeuchte und Niederschlag gemessen werden. Außerdem istnatürlich die Höhe der Schneedecke und ihrWassergehalt von Interesse.
Sturzflut Eine Sturzflut ist ein spezielles Hochwasser von kurzer Dauer undsteilem Anstieg mit einer relativ hohen Hochwasserspitze. Siewird von einem Regen hoher Intensität erzeugt, derüber einem kleinen Einzugsgebiet niedergeht.
T
Tauflut Bezeichnung für ein extremes Hochwasser, das durch Schneeschmelzeund Regenfälle ausgelöst wird. -> Bodenfrost verstärkt oft zusätzlich den Abfluß.
Tiefdruckgebiet oder Tief Ein Gebiet niedrigen Luftdrucks, das auch Zyklone oder Depressiongenannt wird. Auf der Nordhalbkugel drehen sichTiefdruckgebiete in Richtung gegen den Uhrzeigersinn, auf derSüdhalbkugel umgekehrt. Oft bilden sich Tiefdruckgebiete immer wieder an denselben Stellen des Globus. Sie werden deshalb z.B. Island-Tief oder Nordsee-Tief genannt. Das Adria-Tief - ein ganztypischer Tiefdruckwirbel - führt an seiner Ostflankewarme und feuchte Mittelmeerluft in unsere Breiten. -> Vb-Wetterlage
Tiefenerosion Durch die Kraft des Wassers werden am Grund der FlüsseBodenteilchen, Steine und Geröll bewegt. -> Feststofftransport. Je höher ein Hochwasser steigt, desto mehr Feststoffekann es bewegen. Fällt der Wasserstand, dann lagert sichdas Material wieder ab. Wird mehr abgetragen, als sichanlagert, so vertieft sich auf Dauer das Flußbett. Diesen Vorgangnennt man Tiefenerosion.
Treibhauseffekt Die kurzwellige Sonnenstrahlung allein würde die Lufthülleder Erde nur auf kühle -18 Grad C erwärmen. DerWasserdampf in der Atmosphäre sorgt dafür, daßauch die langwellige Strahlung aufgefangen wird. So erwärmt sichdie Luft auf ein für Menschen erträgliches Maßvon durchschnittlich 15 Grad C. Im Strahlungsbereich zwischensieben und dreizehn Mikrometer Wellenlänge hat Wasserdampfallerdings keine Absorptionswirkung. Das bezeichnet man als"Wasserdampffenster". Es gibt Gase, die im Wellenlängenbereich desWasserdampffensters Strahlung in Wärme umwandeln. Ist derAnteil dieser Gase in der Atmosphäre hoch, so erwärmtsich die Luft zusätzlich - das nennt man Treibhauseffekt. Die wichtigsten sogenannten "Treibhausgase" sind: Kohlendioxid, Methan,Distickstoffoxid, Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) und Ozon.
Trendgerade Ein Trend beschreibt eine langfristige Änderung des Mittelwertes.Aus der Steigung der Trendgerade ergibt sich das Maß derVeränderung in einem bestimmten Zeitraum.
U
V
Vb-Wetterlage Im Jahre 1891 hat der Meterologe VAN BEBBERS die Tiefdruckzugbahnenbezeichnet. "Vb" (sprich: fünf B)ist der Name einerTiefdruckbahn dieser Klassifikation. Eine "Vb" Wetterlage kannim Sommer zu gefürchtetem Hochwasser führen. Bei Nord-oder Nordwestlagen kommt kalte und feuchte Luft von Norden her. Werden gleichzeitig mit dem Adria-Tief über die "Zugstraße Vb" sehrwarme und feuchte Luftmassen aus dem Mittelmeerraumherangeführt, dann entstehen tagelang anhaltende ergiebigeNiederschläge. Die warm-feuchte Adrialuft gleitet auf diekalte Polarluft. So entstehen mächtige Wolken mit bis zu 7 kmHöhe. Vom bayerischen Alpenrand bis hin nach Thüringenund Ostpreußen kann sich diese Wetterlage erstrecken.Häufig bezieht sie sogar das Warthe- und Weichselgebiet ein.
Verklausung Teilweiser oder vollständiger Verschluß des Bachbettes durchTreibgut. Infolge des Rückstaus führt die Verklausungzu schnell und stark steigenden Wasserständen oberhalb desHindernisses, die dann vom Wasser über- oder umflossen werden. Dadurch kommt es zu Ausuferungen und Überschwemmungen.Anfällig sind Engstellen des Gewässerbettes, wieverrohrte Bachstrecken oder Durchlässe zwischen Brückenpfeilern.
Vorabsenkung Wird ein Hochwasser angekündigt, so können mittelsVorabsenkung die Speicherräume von Staustufenvergrößert werden. Wasser wird abgelassen und man gewinnt zusätzlichen Retentionsraum. Wegen der relativ kleinenRetentionsräume der Staustufen, muß die Absenkungzeitlich exakt abgestimmt werden. Nur dann läßt sichder Hochwasserscheitel senken.
W
Warmfront -> Fronten
Wasseräquivalent Für die Schneeschmelze ist der Wassergehalt der Schneedeckewesentlich. Er wird als Wasseräquivalent bezeichnet und zumVergleich mit dem Niederschlag in Millimeter Wasserhöheangegeben.
Wasserdampf Wasser, das in Form von Gas und damit unsichtbar in der Luft enthalten ist. Je wärmer die Luft ist, desto mehr Wasserdampf kann sieaufnehmen. Bei Abkühlung kondensiert der Wasserdampf zuTröpfchen, die als Nebel oder Wolken sichtbar werden-> Kondensation.
Wasserscheide Grenze zwischen den -> Einzugsgebieten.
Wasserstand Die Höhe des Wasserspiegels eines stehenden oder fließendenGewässers über oder unter einem angenommenenNullpunkt, dem Pegelnullpunkt. Der Wasserstand wird inZentimetern angegeben. -> Hydrometrie; -> Gewässerkundliche Hauptzahlen
Wellenablauf Mit Wellenablauf wird die Änderung der Höhe desScheitelabflusses und der Form einer -> Hochwasserwelle in ihrem Lauf flußabwärts bezeichnet.Maßgebend für den Wellenablauf sind dieAbflußbedingungen. Einzelne hydraulische Faktoren, z.B.Querschnitt, Gefälle und Rauheit des Flußbettesbestimmen die -> Retention (Verformung durch Rückhalt) und Translation (Bewegung der Welleaufgrund der Fließgeschwindigkeit) der Hochwasserwelle.
Wellenüberlagerung Zur Wellenüberlagerung kommt es, wenn die -> Hochwasserwelle eines Nebenflusses mit der Hochwasserwelle im Hauptflußannähernd zeitgleich zusammentrifft. DurchWellenüberlagerung addieren sich die Abflüsse beider Flüsse und der Wasserstand kann erheblich höher ausfallen.
Wildbäche Wildbäche sind die charakteristischen Fließgewässerkleiner -> Einzugsgebiete im Hochgebirge. Sie weisen meist ein sehr starkes Gefälleauf und sind durch einen rasch und stark wechselndenAbfluß und zeitweise hohe Feststofführung gekennzeichnet.
Winterhalbjahr -> Hydrologisches Jahr
YXZ
Zwischengebiet Als Zwischengebiet wird das Einzugsgebiet eines Flusses zwischen zweiPegeln bezeichnet.
Zyklonale West- oderNordwestwetterlage Bei der Zyklonalen West- oder Nordwestwetterlage handelt es sich umeine Großwetterlage, die sich in Mitteleuropaungefähr einmal im Monat einstellt und mehrere Tage bisca. zwei Wochen anhält. Von Westen bzw. Nordwesten kommenTiefdruckwirbel mit kühler und feuchter Meeresluft heran -> Tiefdruckgebiet. Dabei kommt es zu einem wiederholten Wechsel von Dauerregen,Zwischenhoch und Schauern -> Fronten. Anhaltende Z. führen zu hohen Niederschlagssummen.
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